Es ist eine Vielfalt von artistischen und architektonischen Details, die man beim Spaziergang zwischen den Mauern Venzones bewundern kann. Aufmerksame Beobachter können die Zeichen der verschiedenen geschichtlichen Begebenheiten wahrnehmen, wenn sie vom südlichen Tor bis zum nördlichen wandern.
Vom unteren Tor – ein Rundbogen aus dem Jahr 1835 – kommend, kann man rechts das Haus Marcurele sehen, das älteste Gebäude der Ortschaft, das im 11. Jhdt. im romanischen Stil mit zweibogigen Flachrelieffenstern erbaut wurde.
Weiter gegen Norden befinden sich der aus dem 14. Jhdt. stammende Palazzo degli Scaligeri und der Palazzo Zinutti, ein Gebäude aus dem 13. Jhdt., das durch einen eleganten Balkon mit Schmiedeeisengeländer und einen Barockeingang bereichert wird.
Bei diesem historischen Weg ist es Pflicht, beim romanisch-gotischen Dom aus dem 14. Jhdt. Halt zu machen und ihn gebührend zu bewundern. Er wird als das Symbol der Restauration nach dem Erdbeben gesehen. Der Dom wurde im Jahr 1338 von Patriarchen Bertrand geweiht. Sein T-Grundriss besteht aus einem Längsschiff und einem weiten Querschiff mit drei apsidialen Hochaltären und zwei Türmen. Die Orgel im Innern des Doms geht auf das Jahr 1792 zurück und ist ein Werk des Orgelbauers G. Callido.
Am vorderen Kirchplatz des Domes befindet sich die Kapelle zum Hl. Michael aus dem 13. Jhdt. Sie ist heute Sitz des Dauermuseums der Mumien von Venzone.
Die Entdeckung der fast vierzig Mumien, die aus den Gräbern im Inneren und außerhalb des Doms exhumiert wurden, geht auf das Jahr 1647 zurück. In diesem Jahr wurde eben die erste Mumie, die heute als der Bucklige – „il gobbo“ bekannt ist, ans Tageslicht gebracht. Die natürliche Mumifizierung der ausgestellten Leichen wurde durch die besonderen Umweltbedingungen verursacht, die in einigen Gräbern eingetreten sind, in denen sich die Hypha bombicina Pers entwickelt hat. Es handelt sich um einem Schimmel, der die Eigenschaft hat, die Gewebe auszutrocknen und dadurch die Verwesung verhindert.
Wenn man den Weg zur Altstadt wieder aufnimmt, stößt man auf das Haus Calderari (14. Jhdt.) mit seinem gemütlichen Innenhof und gelangt dann auf den Rathausplatz, auf dem sich das Rathaus erhebt. Es wurde im 15. Jhdt. im gotischen Stil erbaut und im 16. Jhdt. wiederaufgebaut. Die Außenfassaden sind mit den Wappen der ältesten Adelsfamilien Venzones verziert und durch zweibogige Fenster im Flamboyantstil verfeinert.
Auf dem Platz steht auch Palazzo Radiussi, Wohnsitz einer adeligen Familie, der sich durch seine dreibogigen Fenster im gotisch-venezianischen Stil des 15. Jhdt. und durch ein Eingangstor aus dem 17. Jhdt. auszeichnet.
Wenn man weiter nach Norden spaziert, findet man Palazzo Orgnani Martina vor, ein adeliges Gebäude aus dem 18. Jhdt. und zurzeit Sitz der wichtigsten Museen und der vorübergehenden Ausstellungen von Venzone. Auf der gegenüberliegenden Seite der Via Mistruzzi kann man den ehemaligen Palazzo Radiussi aus dem 15. Jhdt. bewundern, der durch einen Renaissancebalkon und ein zweibogiges Fenster im Flamboyantstil bereichert wird.
Wenn wir zum Nordtor gelangen, biegen wir in ein Seitengässchen ein, das die Stadtmauer entlang bis zum Palazzo Pozzo, ein adeliges Gebäude aus dem 17. Jhdt., führt. Wenig weiter befindet sich das ehemalige Augustinerkloster aus dem 15. Jhdt. mit Bogengang und Loggia aus dem 17. Jhdt. Wir gehen die Via Alberton del Colle weiter und kommen zu den Resten der Kirche St. Johannes des Täufers aus dem 14. Jhdt., deren Trümmer noch heute vom schrecklichen Erdbeben des Jahres 1976 zeugen, bei dem nur die Hauptfassade verschont wurde. Das Kirchentor hat die architektonischen Züge des gotischen Stils mit von Figuren und Blumen verzierten Kapitellen.
Wenn man quer durch die Altstadt geht, kommt man zum Stadttor Porta S. Genesio , ein Wehrturm aus dem 14. Jhdt., der sich in die Kante der inneren Mauern eingliedert und das einzige komplett wiederaufgebaute Tor darstellt.
Der Ort Venzone wird von einem breiten Graben und von einem interessanten doppelten Mauerring aus dem 13. Jhdt. umschlossen: der erste Mauerring bildet einen Erdwall, auf dem der zweite Mauerring errichtet ist, in den rechteckige Türme eingefügt sind, während sich in der Südwestecke ein polygonaler Turm erhebt.
Von besonderem Interesse ist auch die Nordwestecke, die sich auf eine Erhebung emporzieht, wo sich die zwei Türme befinden, welche die Hauptdurchzugsstraße und den Kommunikationsweg der damaligen Zeit beherrschten.