Ursprung
Der Name Venzone ist vorlateinischen Ursprungs und wird erstmalig im Jahr 923 n. Chr. als Clausas de Abiciones zitiert, das später zu Albiciones, Aventinone, Avenzon, Avenzone und schließlich zu Venzone wird. Der Ortsname leitet sich von “av-au” – “Flusslauf” ab, d.h. vom Namen des Wildbaches Venzonassa.
Schon seit der Epoche der Kelten (500 v. Chr.) hat Venzone sein Glück seiner besonderen Position als unumgängliche Durchgangsstelle Richtung Norden zu verdanken. Später errichteten dort die Römer einen ihrer statio (Standpunkt) entlang der Straße Julia Augusta, die von Aquileia nach Norikum (das heutige mittlere Österreich) führte. Diese Informationen werden durch verschiedene archäologische Funde belegt, die während der Ausgrabungen im Zuge der Restaurierung des Doms ans Tageslicht gekommen sind. Die Funde beweisen das Vorhandensein des römischen Gebäudes auf dem Platz, auf dem sich heute die Kirche befindet; es wird angenommen, dass daneben das castrum (Heerlager) errichtet wurde.
In den folgenden Jahrhunderten fiel Venzone den Einfällen vieler Völker zum Opfer: der Quaden, Markomannen, Westgoten, Hunnen, Ostgoten, Byzantiner, Langobarden und Karolinger. Genau von der Zeit der Karolingischen Herrschaft (776-952) haben wir Gewissheit eines ersten Stadtkerns, und in derselben Epoche (923) wird zum ersten Mal die Clause de Abintione erwähnt.
Das Patriarchat Aquileia
Im Jahr 1077 kommt Venzone zum Patriarchat Aquileia, wo es eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Handelsverkehrs spielt. So übergibt der Patriarch von Aquileia das Land Venzone als Lehen der Familie von Mels, welche sein Ansehen so sehr vergrößert, dass Venzone 1247 zum Stadtstaat erhoben wird und dass im Jahr 1252 ein Wochenmarkt eingeführt wird. 1258 lässt Glizoio von Mels den Ort durch eine doppelte Ringmauer mit einem tiefen Graben davor befestigen. Das Abwehrsystem Venzones umfasst mindestens 5 Burgen in strategischen Positionen, um das Tal besser beherrschen zu können. Zwei dieser Burgen erheben sich auf der rechten Seite des Tagliamento, an den Abhängen des Berges S. Simeone: Monfort nördlich der Siedlung Pioverno und Plovergno südlich, nicht weit vom Riûl dai Fraris. Beide sind wahrscheinlich während der Zeit der Ottonen (10.-12. Jhdt.) erbaut worden. Sie erfreuen sich aber keiner langen Lebensdauer und werden im Laufe des 14. Jhdt. von den Patriarchen zerstört. Vielleicht hat dazu auch ein sehr starkes Erdbeben beigetragen, das am 25. Jänner 1348 ganz Friaul heimsucht. Es ist nicht auszuschließen, dass die Felsausläufer, auf denen sich die Befestigungen befinden, schon in prähistorischer Zeit und in der Folge dann von den Kelten, Römern, Byzantinern, Langobarden und Karolingern als Wach- und Sichtungsposten genutzt wurden.
Die venezianische Herrschaft
Die Geschichte Venzones berichtet von einem konstanten Konflikt, zuerst mit den Patriarchen, dann mit dem nahegelegenen und feindlichen Gemona. Die Kontrolle über das ummauerten Städtchen geht von einem Herren zum anderen über, bis Ende des 14. Jhdt. die Venezianer einfallen. Sie machen Venzone zu ihrem Verbündeten im Kampf gegen die Carraresen. Die Eroberung Friauls durch die Venezianer (1420) befriedet die ganze Region unter einer einzigen Herrschaft, markiert aber den Beginn eines wirtschaftlichen Verfalls, der durch die Entdeckung neuer Handelsverkehrswege hervorgerufen wird. Somit verliert die strategische Position, die für Venzone schon immer die Haupteinkommensquelle dargestellt hat, an Bedeutung. Während des Krieges der Liga von Cambrai (1508-1511) wird das Städtchen sehr wirksam durch den Kapitän von Venzone Antonio Bidernuccio verteidigt. Die Erinnerung an diese Verteidigung lebt bis heute in einem recht lebhaften Volkslied weiter.
1797 wird Venzone von den französischen Truppen Napoleons besetzt. Infolge des Friedens von Campoformido erlebt es für kurze Zeit die österreichische Herrschaft. Schließlich wird das Städtchen im Jahr 1866 in das Königreich Italien eingegliedert.
Zeitgeschichte
1965 wird Venzone zum Nationaldenkmal erklärt, da es die einzige befestigte Ortschaft aus dem 14. Jhdt. ist und eines der außergewöhnlichsten Beispiele der architektonischen und künstlerischen Restaurierung darstellt.
Im Jahr 1976 wird der wunderschöne mittelalterlichen Ort von einer Reihe von Erdbeben heimgesucht und schwerstens beschädigt, doch die Tapferkeit und Hartnäckigkeit des friaulischen Menschen gewinnen die Oberhand über die Kräfte der Natur. Die Trümmer werden in kurzer Zeit weggeschafft, und umgehend wird ein Projekt für den Wiederaufbau gestartet, das mit Mut, Einigkeit, Verständnis und Hoffnung die Spuren dieser schrecklichen Erdbeben löschen soll.
Nach nur 8 Jahren erwacht Venzone durch den Willen seiner Einwohner zu neuem Leben, zusammen mit seinem Dom, der Symbol für das Erdbeben und Wiederaufblühen wird. Der in jeder Hinsicht anspruchsvolle Wiederaufbau der anderen Gebäude und der historischen Schätze der Stadt ist in die Geschichte eingegangen. Venzone ist „wo und wie es war“ wiedergeboren und ist heute ein Vorbild für die Erhaltung und den Schutz des historischen Kulturgutes und für das soziale und wirtschaftliche Gefüge der Region.
Höhenlage | 230 m s.l.m. |
Oberfläche | 54,55 km² |
Menschen | 2.171 (31/12/2014) |
Einheimischen | Venzonesi |
Fraktionen | Carnia, Pioverno, Portis |
Schutzpatron | Sant’Andrea, 30 novembre |
Partnerstadt | Piobesi Torinese (TO) Preding (Austria) Erlangen (Germania) Starše (Slovenia) |
Nationaldenkmal – 1965
Goldmedaille für zivile Verdienste – 1976
„Ideales Dorf wo es schön zu leben ist“ – 1991
Ummauerte Städte der Welt – 2005
Die schönsten Ortschaften Italiens – 2015
Pietrantonio Bellina (Venzone 1941 – Basagliapenta di Basiliano 2007) Journalist, Pfarrer, Schriftsteller und Übersetzer von Friaulisch ins Italienisch.
Adriano Degano (Povoletto 1920 – Roma 2014) Ehrenbürger von Venzone 1976.
Paolo Antonio Marpillero (18. Jhdt.) Patrizier von Venzone, bekannt durch seine mumifizierte Leiche im Dom von Venzone.
Leonardo Marzona (Venzone 1773 – San Daniele del Friuli 1852) Musiker und Komponist.
Francesco Mantica (Venzone 1534 – Roma 1614) Kardinal und italienischer Jurist.
Luigi Pozzi (Venzone, 1613 – Udine, 1656) Musiker und Lehrer von Johann Sebastian Bach.
Alberton Del Colle (13. Jhdt.) adeliger Landbesitzer; mit seinem Erbe wird ein Heim für arme Kinder und Alte gebaut, das heutige, ihm gewidmete „Pio Istituto Elemosiniere“.